Hier wohnt Geschichte.

Am 13.08.1891 hat Adolph Freiherr von und zu Gilsa den Grundstein für den Bau von Schloss Rothestein gelegt. Wahrscheinlich stand auf dem Gelände die mittelalterliche Burganlage „Osterburg“. Gebaut wurde das Schloss in erster Linie von Maurermeister Heuckenroth aus Allendorf.

Die Pläne für die Schlossanlage stammen von dem Kasseler Architekten Georg Kegel. Er entwarf zahlreiche Kirchen und Kapellen. Mit Beginn der Bauarbeiten wird zuerst am Fuß des Schlossbergs die Gärtnerei errichtet und eine Villa mit Nebengebäuden. Diese bewohnt zunächst der Bauherr, um so den Fortschritt der Arbeiten zu verfolgen. Das Schloss wurde im Stil der aus England stammenden Neogotik geplant und erbaut.

Noch während des Baus wird das Schloss aufgrund finanzieller Engpässe an den Großindustriellen, Louis von Knoop, verkauft. Die Familie von Knoop zählt zur damaligen Zeit zu einer der reichsten Familien Deutschlands. Sie nutzt das Ensemble mit seinen umliegenden Wäldern als Zweiwohnsitz und Jagdschloss und investiert viel Geld in die Fertigstellung, die Erweiterung und den Innenausbau der Gebäude.

Im Jahr 1900 wird das Schloss nach 9 - jähriger Bauphase, durch Louis von Knoop fertiggestellt. Das Schloss erhielt durch ihn die damals modernste Ausstattung. So waren von Anfang an in allen Räumen elektrischer Strom und Lampen vorhanden und die Wohnräume wurden mit einer Zentralheizung versorgt. Im großen Bleiglasfenster in der Eingangshalle hat sich der Schlossherr als Jäger, zusammen mit seinem Schloss, abbilden lassen.

Anlässlich der Hochzeit der ältesten Tochter, Louis von Knoops, wird im Jahr 1911 das Esszimmer erweitert. Im Zuge der Vergrößerung des Saals wird ein riesiges, verziertes Oberlicht eingebaut. In diesem Saal befindet sich noch heute die originale Ausstattung und die historische Bleiverglasung der Fenster.

Im Jahr 1928 wird das gesamte Schlossensemble durch Louis von Knoop an die aus dem Sauerland stammende Adelsfamilie von Lüninck verkauft. Die Familie nutzt es über 3 Generationen als Familiensitz.

Während der letzten Jahre des 2.Weltkrieges lebten französische Kriegsgefangene als Landwirtschaftshelfer und Köche auf Schloss Rothestein. Sie bewohnten die Etage oberhalb der ehemaligen Schlosskapelle. Ein Raum der Vorburg ist nach dieser Zeit benannt, die sogenannte „Franzosenküche“.

Kurz vor Ende des 2. Weltkrieges haben amerikanische Besatzungstruppen Schloss Rothestein konfisziert. Die Eigentümerfamilie von Lüninck musste kurzfristig das Schloss verlassen und ist zurück an Ihren Familienstammsitz nach Ostwig (Sauerland) gezogen.

Damit die Familie von Lüninck Schloss Rothestein wieder zurückbekommen konnte, musste das Schloss ein sozialer Ort werden. Dies war Auflage. Um diese Vorgabe zu erfüllen, wurden nach dem zweiten Weltkrieg Teile des Schlosses insbesondere der Vorburg für einige Jahre von der Caritas als Altenheim genutzt. Es entstanden Plätze für ca. 15 Personen.

Nachdem das Schloss über 3 Generationen im Besitz der Adelsfamilie von Lüninck war, wird es an den Unternehmer Peter Heinz Schlimbach verkauft.  Der neue Eigentümer plant, das Schloss zu einem Luxushotel mit 240 Betten umzubauen. Er investiert hauptsächlich in die Erneuerung der Dachflächen, der Türme und der Fenster des Schlosses.

Ein neuer Hoteltrakt soll auf dem Gelände der historischen Schlossnebengebäude entstehen. Dafür werden Anfang der 90 er Jahre, die historische Kegelbahn, die Reithalle, sowie der Schießstand, leider abgerissen. Heute befinden sich an diesem Standort der Feuerlöschteich, sowie Parkplätze und eine Wiese.

Anfang der 90 er Jahre wird das Schloss an drei Seiten gelb angestrichen. Diese Maßnahme erfolgte ohne denkmalschutzrechtliche Genehmigung. Die Originalfarbgebung (Sandstein natur) des Schlosses ist an der Rückseite, der Ostseite des Schlosses, und am großen Turm zu sehen.

Das geplante Projekt einer Umnutzung als Luxushotel scheitert und Schloss Rothestein wird durch Peter Schlimbach an den Unternehmer Theo Becker aus Bergisch-Gladbach verkauft. Er nutzt das Schloss vorwiegend privat und öffnet es später stückweise für die Öffentlichkeit.

In Zusammenarbeit mit einem ortsansässigen Gastronomen wird der ehemalige Marstall als Café und Ausflugslokal umgebaut und eröffnet. Schloss Rothestein ist auf dem Weg, sich zu einem beliebten Ausflugsziel zu entwickeln.

Der Schlosseigentümer Theo Becker verstirbt Ende 2010 und es beginnt eine ungewisse Zeit für das Schloss. Bald steht fest, dass ein neuer Eigentümer gesucht wird. Die Vorbereitungen des Nachlassverwalters verlaufen langwierig und es dauert Jahre, bevor das Schloss aktiv am Markt angeboten werden kann.

Nach langen Vorbereitungs- und Genehmigungsverfahren durch den Pächter, finden ab 2012 diverse Veranstaltungen wie Hochzeiten, Halloween Partys und Silvesterfeiern statt. Schloss Rothestein wird ein beliebter Ort für die Menschen in der Region.

Der Pachtvertrag mit dem Gastronomen wird durch den Nachlassverwalter des Theo Becker nicht verlängert und die Türen des Schlosses verschließen sich ab Ende 2017 für die Öffentlichkeit. Es wird weiter nach einem neuen Eigentümer durch den Nachlassverwalter gesucht.

Im Sommer 2018 ist durch einen Immobilienmakler ein neuer Eigentümer gefunden. Ein entsprechender Kaufvertrag wird im Oktober unterzeichnet.

Es kommt jedoch nicht zum Eigentumsübergang, da der Kaufvertrag aufgrund von internen Differenzen rückabgewickelt wird.

Schloss Rothestein wird ab Ende 2020 wieder auf dem Immobilienmarkt offeriert.

Mitte 2021 ist ein neuer Eigentümer gefunden und Schloss Rothestein wird fortan durch die Rothestein KG zu einem Event-, Tourismus- und Kulturzentrum mit regionaler und überregionaler Strahlkraft entwickelt. Das Schloss soll Raum bieten für Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, Empfänge, Feste und Märkte, ferner für Tagungen, Seminare, Workshops und Messen sowie Ausstellungen und Konzerte.

Nach fast vier jährigen Pause öffnen sich die Schlosstore erstmalig wieder für die Öffentlichkeit: im Rahmen der ersten Exklusiven Lost Places Tour am 03.10.2021. Interessierte können zum ersten Mal wieder das Schloss besuchen und erkunden. Es reisen begeisterte Schlossfreunde aus ganz Deutschland an. Die Touren finden aufgrund des großen Interesses ein Mal im Monat statt.

Neben der stückweisen Öffnung des Schlosses für die Öffentlichkeit, finden umfangreiche Sanierungsmaßnahmen am Schloss statt. Vor allem die Beseitigung von Feuchtigkeitsschäden im Inneren des Schlosses, sowie die Instandsetzung der Zufahrtsstraße stehen im Fokus.

Bereits ab 15. Mai 2022 sind wieder Trauungen und Hochzeitsfeiern auf dem neogotischen Schloss möglich. In dieser Saison stehen neben dem Trauzimmer, die große Eingangshalle und der große Festsaal zum Heiraten zur Verfügung. Ab der Saison 2023 ist auch der Hochzeitssaal fertig saniert. Sowohl freie als auch kirchliche Trauungen sind bei schönem Wetter im wunderschönen Schlossgarten oder der bezaubernden Schlossterrasse mit Blick über das Werratal möglich.